31. Oktober 2019
Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
Seit längerem gilt in der Medizin der so genannte Hirntod als die Grenze zwischen Leben und Tod. Hirntod bedeutet dabei: unwiderruflicher Ausfall der Funktionen des gesamten Gehirns. Ausgefallen sind beim Hirntoten danach nicht nur diejenigen Teile des Gehirns, die es ermöglichen, dass ein Mensch ein Bewusstsein von seiner Umwelt und von sich selbst hat, sondern auch diejenigen, die zentrale Körperfunktionen wie Atmung und Blutkreislauf steuern.Bei einem hirntoten Menschen, dessen Organe transplantiert werden sollen,werden diese Körperfunktionen künstlich aufrechterhalten, um die zu entnehmenden Organe in einem funktionsfähigen Zustand zu erhalten. Ein Beatmungsgerät übernimmt die Steuerungsfunktionen, die beim Lebenden vom Stammhirn, dem ältesten Teil des Gehirns, übernommen werden. Die künstlich stimulierte Atmung bewirkt, dass auch der Blutkreislauf erhalten bleibt, und mit ihm eine Reihe weiterer Körperfunktionen. Nach der „Hirntoddefinition“ sind diese Körperfunktionen für die Frage, ob der Mensch lebt oder tot ist, gleichgültig: Ein Hirntoter ist tot – auch wenn sein Körper (außer seinem Gehirn)dank der Beatmung wie der eines Lebenden anmutet.
Gedankenexperiment: Die Erhaltung und Steuerung der zentralen Körperfunktionen werden bei N. nicht von einem externen Beatmungsgerät, sondern von einer in N.s Körperintegrierten elektronischen „Stammhirnprothese“ übernommen. Lebt N. oder ist er tot?